Kaisenhaus heute und gestern

Haus heute

Ein intaktes, bewohntes Kaisenhaus von heute.  Foto: Kirsten Tiedemann

Schaufenster

So sah dieses Kaisenhaus um 1953 aus. Das heutige Wohnzimmer war der Verkaufsraum einer Drogerie, mit der die Familie für ihren Lebensunterhalt sorgte und Parzellenbewohner im Quartier mit Farben, Pinseln und Dingen des täglichen Bedarfs versorgte. Foto: privat

Kaisenhäuser sind gebaute Familiengeschichte. Darüber hinaus stehen sie für die engagierte Selbsthilfe in der Nachkriegszeit und für gemeinschaftliche Aktivitäten zur Verbesserung äußerst schwieriger Lebensbedingungen. Sie stehen auch für und durch den jahrzehntelangen Einsatz der Bewohner für die dauerhafte Anerkennung ihrer Häuser. Diese kleinen Wohnhäuser gehören zur Bremer Nachkriegsgeschichte. Bürgermeister Wilhelm Kaisen hegte große Sympathien für die Bewohner und setzte sich für sie ein.

In meinem Buch „Mehr als ein Dach über dem Kopf – Bremens Kaisenhäuser“ ist (fast) die ganze Geschichte dieser Häuser nachzulesen. Es wurde 2013 als „vorzügliche Dokumentation“ mit einem Preis für Heimatforschung der Wittheit zu Bremen ausgezeichnet.

Für 16,90 € gibt es 136 Seiten mit einer Fülle an Erinnerungen und Fakten, historischen Fotos, Plänen und Dokumenten. Es ist Band 16 der Schriftenreihe des Bremer Zentrums für Baukultur und im Handel, im Pressehaus in der Martinistraße Bremen und online beim Verlag Bremer Tageszeitungen erhältlich. ISBN 978-3-938795-39-2

Kaisenhäuser Samstag im NDR [TV-Tipp]

Dreh NDR Nordtour 2015

Das Team rund um Ruth Hunfeld bei den Dreharbeiten zum Beitrag „Kaisenhäuser“ für die NDR-Nordtour. Rudolf Niemeier und Ute Berg in ihrem Kaisenhausgarten mit Alice Abed el Sayed/Ton und Markus Krüger/Kamera.

Ruth Hunfeld greift mit ihrem engagierten Team, Markus Kürger/Kamera und Alice Abed el Sayed/Ton, die Geschichte der kleinen Wohnhäuser in den Parzellengebieten der Stadt und der Menschen, die hier bauten und leben, für die NDR-Nordtour auf. In ihrem Filmbeitrag zeigt sie das Kaisenhaus-Museum in der Waller Feldmark, spricht mit Zeitzeugen mehrerer Generationen und befragt die Historikerin Kirsten Tiedemann. Außerdem gibt sie Eindrücke dieser besonderen Gartenwohnkultur, die noch heute existiert. Die Sendung Nordtour läuft auf N3 am Samstag, den 30. Mai ab 18.00 Uhr.

Gärtnern über den Dächern von Bremen – Offene Gruppe startet [Veranstaltung]

Foto: VHS-Bremen

Foto: VHS-Bremen

In 40 Metern Höhe über den Dächern unserer Stadt wächst und grünt es in Zukunft. Auf dem Bamberger Haus entsteht seit Mai ein besonderes Kleinod: Ein Dachgarten mit regionalem Gemüse und Kräutern in mobilen Pflanzgefäßen. Hier werden Tomaten, Zuchini, Auberginen, Salat, Kartoffeln, Grünkohl, verschiedene Kräuter und auch Hopfen gedeihen. Rund um ihren neuen, urbanen Garten hat die Volkshochschule Bremen ein illustres Programm für die Sinne entwickelt – es gibt viele Infos zum Urban Gardening & Urban Farming, vielseitige Kochangebote, eine Exkursion zur Gemüsewerft und es kann sogar Bier gebraut werden.

Der Dachgarten selbst wird zu einem besonderen Begegnungsort, an dem ich über den Sommer ab 27. Mai  von 17.00 bis 19.00 Uhr eine offene Gartengruppe anbiete. Alle, die diesen Dachgarten aktiv mitgestalten wollen, sind herzlich zum miteinander Gärtnern in die offene Gartengruppe eingeladen. See you!

Das Angebot ist gebührenfrei.

Ab 27. Mai treffen sich Interessierte mittwochs alle 14 Tage um 17.00 Uhr im Dachgarten des Bamberger Hauses. Ein Einstieg ist jederzeit möglich.

81-501-M
Offene Gartengruppe mit Kirsten Tiedemann
14-täglich
27. Mai – 30. Sep. 2015 (10x)
Mi, 17.00 – 19.00 Uhr
VHS im Bamberger, Faulenstraße 69, Dachgarten 9. Etage
gebührenfrei

Termine: 27.5./10.6./24.6./8.7./22.7./15.8./19.8./2.9./16.9./30.9.

Näheres zum VHS-Dachgarten hier.

Prächtig

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Prächtig blühende chinesische Strauchpäonien in einem Kleingarten im Bremer Geteviertel.

 

 

 

 

 

 

 

Die Gärtnerin erfreut sich daran, dass sich chinesische und japanische Strauchpäonien im Mai mit üppigen Blüten schmücken, deren Durchmesser 25 cm erreichen kann. Für den Rest des Sommers haben die pflegeleichten Pfingstrosen ein attraktives, geschlitztes Laub.

 

 

 

11paeonien

 

 

Die Fotos wurden mir freundlicherweise zur Veröffentlichung überlassen.

Besuch aus Amerika

Einen ganz besonderen Besuch habe ich gestern grad verpaßt: In der Waller Feldmark nahe Unionweg lernte ich zufällig eine 92jährige Kaisenhausbewohnerin kennen, die vom Besuch eines früheren Nachbarn mit erwachsenem Kind und Enkel erzählte. Die Nachbarn waren in den 1950/60er Jahren in die USA ausgewandert. Nun machen sie eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie nach Bremen und besuchen wichtige Orte ihrer persönlichen Geschichte. Das frühere Zuhause, ein Kaisenhaus, existiert noch. Wie gerne würde ich mehr über diese Lebensgeschichte erfahren! Aber leider haben wir uns um eine Stunde verpaßt. Wie war es überhaupt zu dem Wohnhaus auf die Parzelle gekommen? Was bewog das Paar damals zum Auswandern? Wie verlief ihr Lebensweg, die Reise in die USA, der Aufbau einer neuen Existenz? Leider haben die alte Dame und die Reisenden keine Telefonnummern getauscht.

Vielleicht lesen die Besucher aus Übersee zufällig diesen Beitrag und haben Interesse an einem Austausch – dann melden Sie sich bitte bei mir! Ich werde mich freuen.

kirsten.tiedemann@gmx.de

Jurten-Pfinxst-Happening [Veranstaltungstipp]

Diese schöne Einladung zu einem ganz besonderen, spannenden Happening in Sachen Jurtewesen über das kommende Wochenende gebe ich gerne weiter. Oliver und Sven heißen alle auf ihrer Parzelle in der Waller Feldmark im Stieglitzweg 40 (ab Hohweg) willkommen. Die Beiden sind von Freitag bis mindestens Sonntag im Garten ;~)
Das Happening soll Raum schaffen für eine gute Stimmung, nette Leute und alles rund um das Thema der Jurte.
„Uns geht es bei dem Happening im Garten um ein offenes Zusammenkommen rund um das Thema der Jurte. Wir wollen die Idee des JurtenGartens schon jetzt in die Hände nehmen und laden euch dazu ein. Weiterlesen

DIY-Schutz vor Kaninchen 2015

Die flauschige Plage hat sich auf dem Stadtwerder durch den milden Winter noch einmal verstärkt. Auf einem Spaziergang kann man sie überall in den Gärten und auf Freiflächen hoppeln sehen. Rinden alter Obstbäume werden inzwischen großflächig von den putzigen Tierchen abgenagt, Rosenstämmchen, Forsythien und sogar Johannisbeerbüsche haben sie als schmackhafte Futterquelle für sich entdeckt. Wenigstens Pfingsrosen, Akelei und Taglilien bleiben unbehelligt. Auch Buxus, Holunder und Rhabarber lassen sie wachsen. Aber wer will schon eine solchermaßen beschränkte gärtnerische Einfalt, die quasi identisch mit der im benachbarten Garten ist? Einen einzigen, echten Vorteil haben die Kaninchen: sie halten den Rasen kurz. „Aber“, begehrt die Gärtnerin auf, „ich habe doch keinen Garten, um Kaninchen zu füttern!“

KaninchengrasenRasen

Es scheint so, dass Bäume nun ganzjährig mit einem Draht umgeben und geschützt Weiterlesen

Werde Mitspieler_In beim Bau einer Jurte im Gemeinschaftsgarten Arbergen

Kirsten Tiedemann, Jurte

Marie, Sven und Oliver initiieren den Bau einer Jurte als Gemeinschaftsaktion und laden herzlich zu dieser ungewöhnlichen Aktion ein!

Hier geht es zum Filmclip.

„Wir laden euch herzlich ein. Zum Mitspielertreffen für den 1. JurtenGarten im Gemeinschaftsgarten Arbergen.

Ein Ort für Menschen, Träume und Taten.

14 Tage im September wollen wir den Gemeinschaftsgarten in Arbergen beleben.
Hierfür suchen wir noch Mitspieler die sich mit uns für diesen Traum verbünden.

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‚Totgesagte leben länger‘ – Neues Kapitel für Kaisenhäuser 2014/15

Turbulente Ereignisse verhalfen den Kaisenhäusern in den vergangenen Jahren zu einer unerwarteten Aktualität, mit der eigentlich niemand mehr gerechnet hatte, und führten zu einer neuen Auseinandersetzung um den Fortbestand der letzten Häuser mit ihrer langen Geschichte. Das außerordentlich erstaunliche Ergebnis dieses Streits ist eine Wende in der Politik, um die einige seit Jahrzehnten kämpfen: Es ist erlaubt, intakte Kaisenhäuser als Gartenhäuser dauerhaft zu erhalten – zwar ohne Wohnrecht, aber immerhin. Das Ganze wurde schriflich fixiert in der Dienstanweisung 422 vom 5.3.2015. Nun benötigt meine Dokumentation zur Geschichte der Kaisenhäuser, „Mehr als ein Dach über dem Kopf – Bremens Kaisenhäuser“, die seit 2012 vorliegt, ein neues ‚letztes‘ Kapitel. Es soll den Arbeitstitel „2013-15. Totgesagte leben länger“ tragen. Hier fasse ich die Ereignisse, von denen es handeln wird, grob zusammen.

Mal wieder ein „Einzelfall“ 2012 und 2013 …

In diesem Kapitel wird die Rede sein von Harry G., einem engagierten Rentner, dem 2013 behördlich verordnet das Dach über dem Kopf abgerissen worden war. Er hatte seit ein paar Jahren ohne Wohnberechtigung auf der Parzelle in einem Kaisenhaus gelebt. Es wird die Rede sein von seiner Anzeige gegen dieses massive, unverhältnismäßige Vorgehen der Stadtverwaltung. Die drastische „Maßnahme“ und die vom widerständigen Harry G. durch Presse und TV mobilisierte Öffentlichkeit wurden Auslöser für den erneuten grundsätzlichen Streit um den zukünftigen Umgang mit Kaisenhäusern – ein Streit, mit dem niemand mehr gerechnet hatte, nachdem 2002 mit dem „Kudella-Beschluss“ die „Bereinigung“ beschlossen worden war.

In zwei Wellen brandete der Konflikt auf: Der unmittelbare Protest beginnt etwa im Sommer 2012 und zieht von Januar bis Spätsommer 2013 weitere Kreise [ausführliche Zusammenfassung hier]. Dann trat eine Flaute ein, die fast ein Jahr währte: In der Öffentlichkeit war kaum mehr etwas zur Sache zu hören. Die Debatte um die erste Große Anfrage der Linksfraktion in der Sache wurde in der Bürgerschaft mit den üblichen Argumenten abgelehnt.

… führte zur „Grundsatzdebatte“ mit Konflikt in der Koalition im heißen Sommer 2014

Völlig unerwartet kam im Juni von Bausenator Joachim Lohse der Vorschlag für einen völlig neuen Weg im Umgang mit intakten Kaisenhäusern: Der Bausenator befürwortete die „Toleranz im Umgang mit Kaisenhäusern“ (Weser-Kurier 14.6.2014) und erklärte, es wäre sinnvoll, diese Gebäude zukünftig als Gartenhäuser – ohne Dauerwohnrecht – in den Parzellengebieten zuzulassen.

Es konnte festgestellt werden, dass dieser Weg 1. rechtlich mit dem Bundeskleingartengesetz § 18 vereinbar ist, und davon 2. keine Gefährdung für den Status der Kleingartengebiete ausgeht, denn Kaisenhausgärten machen mit 3,9%  nur einen sehr geringen Anteil an der Gesamtzahl der Parzellen in Bremen aus.

Die Wellen schlagen erneut hoch. 2014 wird ein heißer Sommer mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen von Bewohnerinitiativen und Sympathisanten  zugunsten der Häuser. In der Koalition kommt es zu einem echten Konflikt, der zwischen Juni und Oktober 2014 ausgetragen wird. Die Positionen von Bündnis  ’90/Grüne und SPD sind gegensätzlich: „Friede den Hütten“ ist eine Schlagzeile der taz.bremen am 26.6.2014, die die Position der Grünen treffend beschreibt. Der Weser-Kurier stellte den „Konflikt um Kaisenhäuser“ zwischen SPD und Grüne fest (20.8.2014). Die Linksfraktion engagierte sich, wie bereits geschildert, für den Erhalt der Kaisenhäuser ausdrücklich einschließlich Dauerwohnrecht in den noch vorhandenen Bauten und damit für den Bestand dieser besonderen Gartenwohnkultur.

Drei Politiker_innen, die sich bereits seit längerer Zeit engagiert für eine Mehrheit zum Erhalt der Kaisenhäuser stark mach(t)en, dabei allerdings unterschiedlich weit gehen wollen, müssen in diesem Kapitel unbedingt genannt werden: Es sind Maike Schaefer/Grüne und Klaus Möhle/SPD sowie Claudia Bernhard/LINKE.

Viele Menschen, Gruppen und Vereine setzten sich in einer breiten Bewegung mit unterschiedlichen, öffentlich wirksamen Aktionen und in Gesprächen mit Politikern für den Erhalt intakter Kaisenhäuser ein. Zentral zu nennen ist die Interessengemeinschaft der Parzellenbewohner e.V. Eine Podiumsdiskussion (Die LINKE/Kleingärtnerverein „Min Land“ e.V./IG Parzellenbewohner 2013) und mehrere Petitionen (eine an die Bürgerschaft gerichtet 2013 und eine weitere an den regierenden Bürgermeister und verantwortliche Politiker der Regierungskoalition 2014) gehörten dazu. Direkt betroffene Menschen, die ihr Kaisenhaus zukünftig weiternutzen wollen, wendeten sich mit Schreiben direkt an den Bausenator. Eine Vielzahl von Leserbriefen wurde geschrieben und veröffentlicht, eine Briefaktion 2014 an den Bürgermeister realisiert sowie eine Postkarten- und eine Plakataktion der Interessengemeinschaft der Parzellenbewohner e.V.

Mit „Gärtnern in Bremen“ begleitete mein Blog die jüngsten Auseinandersetzungen zeitnah mit einer Fülle ergänzender Informationen, vielen Beispielen der Qualität intakter Kaisenhäuser und Hinweisen zu aktuellen Vorgängen. Hier fanden Infos Raum, die in der Tagespresse nicht aufgegriffen wurden. Recherchen führten z.B. nach Ostfildern bei Stuttgart, wo es eine ganz ähnliche Situation im Außenbereich gab, der städtische Umgang aber ganz anders war: Dort hat man Wohnhäuser mit einem Dauerwohnrecht versehen ausnahmsweise dauerhaft erhalten. Der einzige Unterschied war, dass es sich um ein Erholungsgebiet handelte [siehe hier]. Das Blog www.kaisenhaus-bremen.de informierte ebenfalls seit längerem. Beide Blogs und sozialen Netzwerke verhalfen zu mehr Transparenz im Konflikt und erreichten eine weite Öffentlichkeit.

Mit meiner Dokumentation „Mehr als ein Dach über dem Kopf – Bremens Kaisenhäuser“ lag erstmals auch eine sorgfältig recherchierte Dokumentation zur Geschichte der Kaisenhäuser von 1944 bis 2002 vor. (Anerkennungspreis der Wittheit zu Bremen 2013)

Feststellbar war und ist allgemein ein großes Interesse bei Bremerinnen und Bremern an der Geschichte der Kaisenhäuser. Das zeigt sich an der Zahl der Besucher im Kaisenhausmuseum in der Waller Feldmark, bei meinen gut besuchten Vorträgen an verschiedenen Orten und im abwechslungsreichen Bildungsurlaub „Kaisenhäuser“ an der Volkshochschule Bremen, den ich dort seit 2012 jährlich mehrmals erfolgreich anbiete.

Der Landesverband der Gartenfreunde Bremen e.V. erkannte das große Potential, dass im Erhalt intakter Kaisenhäuser als Gartenhäuser liegt, leider nicht. Er lehnte jedwede Änderung kategorisch ab und pochte auf die Einhaltung der Vereinbarungen von 2002. Das Haushaltsnotlageland mit Schuldenbremse in der Verfassung wird jedoch mit an Sicherheit grenzender Warscheinlichkeit auch in den kommenden Jahren nicht in der Lage sein, alle leer stehenden Kaisenhäuser zeitnah abzureißen, mit negativen Folgen für die Kleingartengebiete. Der Landesverband muss sich fragen lassen, warum sie gegen intakte Häuser nicht erhalten lassen will, und sie leiber über Jahre und Jahrzehnte verfallen lassen will? Kleingärten mit intakten Häusern werden sicherlich weiter genutzt und gepflegt werden und bleiben noch viele Jahrzehnte nützlich – Voraussetzung ist natürlich, dass die Pächter hierfür die notwendige Rechtssicherheit erhalten. Übrigens gibt es schon jetzt erfolgreich laufende Gemeinschaftsprojekte und Privatgärten auf Parzellen mit intakten Kaisenhäusern. Von ökologischen und sozialen Initiativen, Beschäftigungsträgern und Privatpersonen werden schon seit mehreren Jahren in verschiedenen Stadtteilen (Schwachhausen, Findorff, Woltmershausen und Mitte) auf Parzellen mit Kaisenhaus Projekte realisiert. Hier wird in guter Nachbarschaft ertragreich gegärtnert. Ein Beispiel findet sich im Kleingärtnerverein Harmonie e.V. in Schwachhausen, das von der früheren Spitze im Landesverband der Gartenfreunde Bremen e.V. (Helms/Klepatz) ausdrücklich gefördert wurde und das ich hier beschrieben habe. Deutlich wird, dass die Kleingärtnervereine, die sich unter dem Dach des Verbands sammeln, unterschiedliche Auffassungen in dieser Frage haben. Im Weser-Kurier steht daher „Kleingärtner uneins über Regeln für Kaisenhäuser“ (29.11.2014).

Durchbruch im November 2014 – die politische Wende

Mit dem gemeinsamen Positionspapier von SPD und Grüne kam es im November zu einem echten Durchbruch für die Zukunft von Kaisenhäusern: Intakte Kaisenhäuser sollen zukünftig als Gartenhäuser bleiben dürfen. Das Papier wurde in der Deputation für Umwelt, Bau und Verkehr diskutiert. Die Große Anfrage der Linksfraktion stand im Dezember 2014 in der Bürgerschaft im Dezember zur Debatte [hier mehr dazu]. Am 3. März wurde die neue Dienstanweisung 422 schließlich in der Deputation verabschiedet und damit die politische Wende im Umgang mit intakten Kaisenhäusern offiziell festgeschrieben: Intakte Kaisenhäuser dürfen als Gartenhäuser erhalten bleiben – ohne Wohnrecht. Alle bisher bestehende Wohnrechte bleiben unangefochten bestehen. Dazu kommen weitere Punkte. Zwangsabrisse, wie im Eingangs genannten „Einzelfall“,  soll es in Zukunft nicht mehr geben und eine Übertragung des Wohnrechts auf Ehepartner Wohnberechtigter wird möglich. Bis zur Vorlage eines Kleingartenplans 2025, der noch zu erarbeiten sein wird, löst diese Dienstanweisung die „Kudella-Vereinbarungen“ ab. „Schrottimmobilien“ sollen auch weiterhin abgerissen werden. Das soll – angesichts der Haushaltslage – nach und nach geschehen.

Die verbliebenen, intakten Kaisenhäuser erhalten nun endlich eine Zukunft. Mit sich ändernder Nutzungsart werden die individuellen Gebäude mit DIY-Architektur die Parzellengebiete weiterhin als Teil bremischer Geschichte und als individuelle Familiengeschichten bereichern – als belebte historische Zeugnisse.

Man wird sehen, was der Kleingartenplan 2025 für die Kaisenhäuser bringen wird.

„Totgesagte leben länger“

Es gibt deutlich schlechtere Gründe, ein neues Kapitel für ein Buch schreiben zu müssen.

aktualisiert am 6.5.