Lautlos schweben Schmetterlinge zwischen orange leuchtenden Blüten der Kapuzinerkresse und hochgewachsenem Mais im Garten von Ilonka B. umher. Hier hat sich die 65jährige Frau eine grüne Oase mitten in der Großstadt geschaffen, in der sie biologisch gärtnert. Von Kartoffeln und Salat, über Teltower Rübchen bis neuseeländischem Spinat, eine Fülle an Gemüse gedeiht unter den sorgfältigen Händen der Freizeitgärtnerin. Kaum zu glauben, dass diese üppige Parzelle noch vor kurzem ein langweiliger Rasengarten war mit ein paar Dahlien und einem sehr breiten Plattenweg.
Der Rasengarten im Sommer 2010 bei der Übernahme. Foto: privat
Upcycling im Garten
Heute ist von dem einst langweiligen Garten keine Spur mehr zu finden. Obwohl? Doch. Das Gros der Gehwegplatten ist inzwischen von der Gärtnerin zertrümmert worden. Die Bruchstücke hat die zierliche, energische Frau zur Begrenzung der neuen Gemüsebeete aufeinander geschichtet. „Es war die Lösung für die schweren Betonplatte, die niemand geschenkt haben will: Upcycling“, sagt die passionierte Freizeitgärtnerin. „Das kann auch ich mit meinen Kräften bewerkstelligen“.
Kapuzinerkresse umspielt die scharfen Kanten der zerstrümmerten Gehwegplatten. Die Spalten bieten Insekten und Molche Lebensraum.
Einige Gehwegplatten hat Ilonka zu einem Frühbeet aufgestellt.
Die Laube umkrempeln
Das kleine Holzhäuschen war das erste, was sie sich vorgenommen hatte, erzählt Ilonka B. Das verschossene Braun der Wände einem farbenfrohen Lila mit abgesetzten Fensterrahmen gewichen.
Die Zwiebelernte trocknete vor der komplett sanierten Laube.
Die düsteren Räume hat Ilonka B. mit praktischer Unterstützung aus ihrem Tauschring komplett entkernt, um ihnen mit weißer Farbe und farbenfrohen Stoffen freundliche Weite zu geben. Nun hat sie einen angenehmen Rückzugsort für Regentage.
Vom langweiligen Rasen zur üppigen Oase
In kurzer Zeit hat das sonnige Gartengrundstück eine große Metamorphose durchlebt. Schon im zweiten Jahr wich die einst dominierende Rasenfläche blühenden Margeriten, Obststräuchern und einem Hochbeet. Im geschützt stehenden Frühbeet zieht Ilonka B. viele Jungpflanzen an. Im gesamten Garten gedeiht heute schmackhaftes Gemüse. Im Teich leben Fröschen, Molchen und Libellenlarven.
Schon nach einem Jahr hat sie ihrem Garten einen ganz anderen, eigenen Charakter gegeben.
In kurzer Zeit hat Ilonka dem Garten ihren eigenen Charakter gegeben 2011. Foto: privat
2012 Foto: privat
Umbauten und die Neuanlage ihres Gartens hat die Gartenliebhaberin mit viel Fantasie, kreativem Geschick und eine bescheidenen Budget bewerkstelligt. Vieles von dem, was im Garten und Laube vorhanden war, wurde weiter verwendet und umgenutzt, Pflanzen wurden geschenkt und eingetauscht. Gartenmöbel und Gebrauchsgegenstände hat die pfiffige Frau secondhand über eBay-Kleinanzeigen und Schwarzes Brett bei Bremen.de erstanden. Ihr gutes Netzwerk und ihre Mitgliedschaft im Tauschring Bremen tauscht war bei anstehenden handwerklichen Arbeiten und dem Transporte wertvoll.
Spätsommer 2014
„Aus dem Nichts etwas geschaffen“
„Eins nach dem anderen hat sich so entwickelt. Nach und nach. … und plötzlich war aus dem Rasen mein Garten geworden!“ erinnert sich die 65jährige Frau mit strahlenden Augen. Das ging keineswegs gradlinig von statten. „Nach etwa einem Jahr hatte ich ein Tief, es ging nicht so voran, wie ich es mir vorstellte.“ sagt Ilonka B. „Meine Gartennachbarin hat mir damals gesagt: ‚Du hast die Chance, aus Nichts was zu machen!“ Und dann hat Ilonka weitergemacht und genießt heute ihre bezaubernde Gartenoase.
Fotos soweit nicht anders gekennzeichnet: Kirsten Tiedemann
- Mein Beitrag erschien am 27.8. in leicht abgewandelte Fassung unter dem Titel Garten „Aus dem Nichts etwas schaffen“ bei Frauenseiten.Bremen.