Jetzt geht`s los: Saisonstart im Stadtgarten „Ab geht die Lucie“

UrbanKnitting Endlich geht die Saison auf der Lucie los und es wird wieder bunt, blumig und lebendig!

Grade werden Planen über Bühne und „Gewächshaus“ gezogen, damit es trotz liebreizendem Aprilwetter schön kuschelig wird. Die ersten leckeren Kuchenspenden werden gebracht, die Musik aufgebaut. Gleich geht es los! See you!

Mit Programm, Tanz, vielen Infos & lauter netten Menschen!

14.00 bis 18.00 Uhr – hier geht`s zum Programm

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PlaneKuchen

Fotos: Kirsten Tiedemann

Mehr als ein Dach über dem Kopf – Bremens Kaisenhäuser

Grade gab es den schönen TV-Beitrag von Rut Hunfeld über „Schrebergärten mit Geschichte: Bremens Kaisenhäuser“ in der Nordtour von N3. Nun gebe ich für Interessierte, die mehr dazu lesen möchten, gerne den Hinweis auf mein Buch zur Geschichte der kleinen Wohnhäuser auf der Parzelle.bzb_Mehr als ein Dach über dem Kopf_Innen_Druckvorlage.indd

Zum Inhalt:

Von der Notunterkunft auf der Parzelle zur Wohnkultur im Garten

Vom stadtnahen Haus im Grünen träumen viele. Einige Menschen haben sich diesen Traum in den bremischen Kleingartengebieten scheinbar verwirklicht – obwohl das Wohnen in Kleingärten verboten ist. Die Erinnerung an die Entstehungszusammenhänge dieser Parzellenwohnhäuser mit eigenwilliger Architektur verblasst zusehends, denn die Gebäude verschwinden mit dem Ableben ihrer Bauherren aus den Kleingartengebieten. Die Historikerin Kirsten Tiedemann hat sich diesem bisher ungeschriebenen Teil der Bremer Geschichte angenommen.

Entstanden ist eine Studie zur Geschichte der Stadt aus sozial-, bau- und planungsgeschichtlichen Perspektiven. Sie betrachtet ihren Gegenstand aber in erste Linie aus Sicht der Bewohner und erst in zweiter Linie aus Sicht der planenden Institutionen und politischen Entscheidungsträger. Entstehungszusammenhänge und Wandlungen werden über einen Zeitraum von 57 Jahren ausgelotet.

In den Parzellengebieten Bremens entwickelte sich seit 1944 eine eigenwillige Bau- und Wohnkultur, deren Ursprung heute kaum noch bekannt ist. In der Notsituation der Kriegs- und Nachkriegszeit, als 61 Prozent des Wohnraums der Stadt zerstört war, nahmen einige Menschen ihre Geschicke selbst in die Hand. Sie schufen sich in den Kleingartengebieten eine Wohnstätte – anfangs mit, später ohne Bauerlaubnis – und organisierten sich eine lebenswerte Umgebung. „Kaisenhäuser“ wurden diese Parzellenwohnhäuser genannt: eine Anspielung auf den früheren Bürgermeister Wilhelm Kaisen, der sich für ihre Bewohner eingesetzt hat. Eine zweite Wohnwelle in den Parzellengebieten, die in den 1970er Jahren einsetzte, wird in der Studie ebenfalls thematisiert.

Kirsten Tiedemann konnte neue Sachverhalte aufdecken, wie eine „stille“ Generalamnestie von 1955 für sogenannte „Schwarzbauer“ oder die Herkunft der Bezeichnung „Kaisenhäuser“. Letztere ist auf ein Versprechen Wilhelm Kaisens zurückführen. Erstmals beschreibt Tiedemann außerdem Erfolge und Scheitern des Lösungsmodells „Gartenheimgebiet“, mit dem man versucht hatte, einzelne bewohnte Parzellengebiete in reguläre Einfamilienhaus-Wohngebiete umzuwandeln.

Von der Tatkraft und Entschiedenheit der Bewohner, von ihrer Widersetzlichkeit und vom sich wandelnden politischen Umgang mit den von ihnen geschaffenen Fakten handelt das Buch.

 

Kirsten Tiedemann, Mehr als ein Dach über dem Kopf, Bremens Kaisenhäuser

Verlag Bremer Tageszeitungen, Bremen 2012

ISBN 978-3-938795-39-2, Preis: 16,90 €

Direkt beim Verlag hier bestellen.

„Die grüne Hölle“ – Tipp zum Welttag des Buches

DiegrueneHoelle_Hart Auf meinem Küchentisch liegt die „Die grüne Hölle“ des niederländischen Autors Maarten’t Hart, die ich gleich morgen anfangen werde zu lesen. Anders als der Titel vermuten läßt, handelt dieses Buch nicht von schrecklichen Gefahren und Abenteuern in einem Urwald in einem fernen Land. Schon der Untertitel „Mein wunderbarer Garten und ich“ steht im Widerspruch dazu und macht deutlich, dass diese grüne Hölle direkt vor unserer Haustür liegen muss. Und damit ist das Spannungsfeld, das viele Freizeitgärtner*innen im Gartenjahr erleben, umrissen: Das (vermeintliche) grüne Paradies kann mit seinem zeitweilig raschen Pflanzenwachstum in manchen Momenten überwältigend wirken. Im nächsten Moment kann die Freude am Wachsen und Gedeihen von Blumen und Gemüse im ‚wunderbaren‘ Garten wieder überwiegen. Die Leseprobe auf der Homepage des Piper-Verlags verspricht eine genaue Beobachtung des Hobbys Gärtnern, die bei der Analyse der Bodenbeschaffenheit beginnt, kenntnisreich gärtnerische Ärgernisse aufgreift (ich sage nur ein Wort: Schnecken!) und gelegentliche philosophische Betrachtungen einschließt. Ausgangspunkt sind Marten’t Harts eigene Erfahrungen im Garten. Er spart dabei seine gärtnerischen Fehlversuche nicht aus und weiß mit dem ihm eigenen, trockenen Humor und einer feinen Selbstironie davon zu erzählen. Ich bin sehr gespannt auf diese grüne Hölle!

Habt ihr eigentlich ein Lieblingsbuch, bei dem das Gärtnern oder ein Garten im Mittelpunkt der Geschichte steht? Das interessiert mich sehr. Schreibt mir den Titel hier gerne in einen Kommentar! Freue mich drauf.

Löwenzahn & natürliches Guerilla Gardening

Nicht nur Menschen gärtnern in der Stadt, auch die Natur tut es. Ist sie nicht sogar die Urheberin des Guerilla Gardenings? Irgendwie?! Wie ich darauf komme? Aktuell blüht auf vielen Baumscheiben und Freiflächen der kräftig gelbe Löwenzahn, ohne dass er direkt ausgesät wurde. Er ist für manche (Klein)Gärtner ein Graus. Manche Ecken, wie die Langemarckstraße, gewinnen jedoch deutlich durch die temporären Farbinseln. Für die Samen scheint schon der kleinste Spalt auszureichen, um ein Plätzchen für sich zu erobern, was mich an einen Spruch aus der Öko-Bewegung der 1980er Jahre erinnert: „Ich freue mich über jeden Sieg der Brennessel über den Beton“ von Jean Giono.

Löwenzahn

Foto: Kirsten Tiedemann

Reine Geschmackssache

Dieses grüne Wohnzimmer verblüfft mich durch die Kombination mit kitschigen Figuren. Die Geschmäcker sind doch sehr verschieden. Meine Gartennachbarn sagen gerne: „Jeder wie es ihm gefällt“. Im Sinne dieser Redensart wünsche ich ein schönes Wochenende.

(Es ist übrigens nicht Nachbars Garten auf dem Foto.)Geschmackssache2

Foto: Kirsten Tiedemann

Vogelhäuschensiedlung

Manche Vögel mögen die Gemeinschaft wird gesagt und das wissen manche Kleingärtner*innen, wie diese hier, die ihren gefiederten Freunden gleich eine ganze Wohnsiedlung anbieten. Der Strommast eignet sich hervorragend als Basis für die modernen, individuell gestalteten Häuschen. Die Türen sind wohlweislich zur windabgewandten Seite nach Ost-Nordost ausgerichtet, schließlich soll es im Schlafzimmer nicht ziehen. Diese Siedlung habe ich bereits im Winter entdeckt, wie an dem Schnee zu sehen ist, inzwischen werden darin sicherlich neue Nester gebaut.

Vogelhäusersiedlung

Vogelhäuser

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos: Kirsten Tiedemann

 

„Kleingärtner haben viel zu tun“ – Zu einem Beitrag von buten und binnen

„Kleingärtner haben viel zu tun“, so titelt buten und binnen einen TV-Beitrag [zu sehen bei youtube hier klicken], besonders bei der Gemeinschaftsarbeit, die in den meisten Kleingartenvereinen für ihre Mitglieder obligatorisch ist. Und dank des TV-Beitrags vom Sonntag meinen wir nun zu wissen, welche Aufgaben in einem Kleingärtnerverein dazu gehören und wie so ein Dienst abläuft. An einem Samstag Vormittag wird angetreten, in einer Reihe stehen ausschließlich Männer, um sich Arbeiten zuteilen zu lassen. Es wird gebuddelt, gestrichen und ein Zaun gesetzt. Mit Klemmbrett und Stift in der Hand kontrolliert jemand, ob Sandkiste und Spielgeräte auf dem Kinderspielplatz noch intakt sind, damit es nicht zu Verletzungen kommt. Wer nicht kommt, muss zahlen. „Ordnung muss sein“, sagt der Vorsitzende. Einzig der kleingärtnerische Nachwuchs, Männer so um die 40, geben sich selbstironisch. Nach getaner Arbeit sitzen die Männer bei einem Getränk zusammen – auch das sei in der Satzung verankert, kommentiert die Journalistin und bedient ein weiteres Klischee, das über Kleingärtner herrscht.

Der Beitrag ließ mich einigermaßen iritiert zurück. Es wirkt als beschreibe er ein Relikt früherer Zeit. Ist es ein Aprilscherz? Nein, denn der Sendetermin war der 3. April. … also kein Scherz. Satire? Was vermittelt der Beitrag? Er scheint gängige Vorurteile über Kleingärtner und Vereine zu bestätigen. In dem gezeigten Verein scheint alles bis ins Detail geregelt, selbst das „gemütliche Beisammen-sein mit einem Kaltgetränk“ gäbe die Satzung vor. Der Beitrag suggeriert auch, dass die Gemeinschaftsarbeit im gezeigten Kleingärtnerverein von Männern zu erledigen sei und diesbezüglich das klassische Rollenmodell vorzuherrschen scheint. Man fragt sich: Was macht eine Kleingärtnerin ohne Mann? Ist es eine Revolution, wenn sie eine Schaufel in die Hand nimmt? Und: Ist der Eindruck zu verallgemeinern?

Ich weiß nicht, ob der Beitrag der Realität entspricht, oder ob Fragestellung und Auswahl des verwendeten Filmmaterials zum Zustandekommen des Eindrucks beigetragen haben. Ist er tatsächlich als Satire angelegt oder handelt es sich um eine Realsatire? Ich weiß aber, dass Gemeinschaftsarbeit in Kleingartenvereinen keine Besonderheit in der Vereinslandschaft darstellt. Für viele Vereine und Initiativen, die sich den unterschiedlichsten Themen widmen, ist die Gemeinschaftsarbeit ihrer Mitglieder eine wirksame Möglichkeit, um genutzte Gebäude (Halle/Theater/Kneipe) und Flächen kostengünstig Instand zu halten und zu pflegen. Zu denken ist beispielsweise an Sport-, Luftsport-, Segel-, Billiard-, Reitsport-, Bogensport-, Eltern-, Kultur- und Museumsvereine und andere.

Meine persönliche Erfahrung vom Ablauf der Gemeinschaftsarbeit, wie ich ihn als Pächterin eines Kleingartens erlebe, ist eine andere: Frauen und Männer sind in dem Verein, in dem ich gärtnere, gleichermaßen an den Terminen vertreten. In lockerer Atmosphäre werden die anstehenden Aufgaben genannt, untereinander verteilt und im Laufe des Vormittags abgearbeitet. Will eine Frau eine traditionell von Männern ausgeführte Aufgabe übernehmen, kann es tatsächlich schon mal sein, dass sie das durchsetzen muss. Es sei denn, sie ist von Berufs wegen qualifiziert (Handwerkerin/Landschaftsgärtnerin). Eine Frühstückspause kann gemeinsam verbracht werden; es steht jedem frei, die Frühstückszeit bei Bedarf separat zu nutzen. Einmal im Jahr treffen all die unterschiedlichen „Typen“ der Freizeitgärtner zusammen, der typische Kleingärtner, wie er im Buche steht, der Permakultur betreibende, diejenigen, die ökologisch Gärtnern, solche, die sich mit Freundinnen eine Parzelle teilen und all die anderen. Einen schönen Nebeneffekt hat die Gemeinschaftsarbeit, wie ich finde: Die Gartenpächter tauschen sich aus und neue Kontakte werden geknüpft. Schriftstellerin, Verkäufer, Restaurator, Rentnerin, Facharbeiter und Biologin, der Termin bietet die seltene Gelegenheit, während der Menschen der unterschiedlichsten Berufsgruppen zusammentreffen. Und nach vier Stunden ist es dann getan mit der Gemeinschaftsarbeit für das komplette Jahr.

April! April! Kaisenhäuser kein Weltkulturerbe

Es ist schade, Kaisenhäuser werden kein Weltkulturerbe der UNESCO. Es ist kein entsprechender Antrag auf Aufnahme in die Liste als immaterielles Weltkulturerbe bei Politik und Verwaltung in Vorbereitung. Dort wird höchst wahrscheinlich nicht einmal daran gedacht. Kommt jetzt vielleicht jemand auf den Gedanken? Auch der Landesverband der Gartenfreunde Bremen e.V. unterstützt solch ein Vorhaben nicht. Ja, es ist ein Aprilscherz, den ich mir hier mit dem gestrigen Beitrag „Kaisenhäuser werden Weltkulturerbe der UNESCO“ erlaubt habe.

Manches in dem Beitrag entspricht jedoch der Wahrheit: Tatsächlich wahr ist das bestehende wissenschaftliche Interesse an der Geschichte und der Entwicklung von Kaisenhäusern der Kulturtheoretikerin Dr. Elke Krasny/Wien und der Stadtplanerin Andrea Kleist/Melbourne. Zur Ausstellung „Hands-on Urbanism“ und dem begleitendem Buch von Elke Krasny durfte ich einen Beitrag „Leben auf der Parzelle“ leisten. Die Schau wurde mit meinem Beitrag Kaisenhäuser im Architekturzentrum Wien 2012 gezeigt und war auf der Biennale für Architektur in Venedig desselben Jahres vertreten. Nun tourt sie als Wanderausstellung durch verschiedene Städte/Länder und war bereits zweimal in Bremen zu sehen. Wahr ist auch das Interesse und der Besuch der Stadtplanerin Andrea Kleist/Melbourne (Senior Urban Strategist/ Fishermans Bend Task Force). Im Frühjahr 2015 durfte ich Andrea Kleist auf einem informativen Spaziergang zu Kaisenhäusern in Findorff und Walle vor Ort Eindrücke dieser Stadtentwicklung von unten geben. Der Realität entsprechen auch die Kriterien, die für eine Anerkennung als immaterielles Weltkulturerbe angegeben wurden.

Einige der im Beitrag aufgezeigten Vorteile sehe ich persönlich tatsächlich als Profite an, die durch den Erhalt von Kaisenhäuser als Gartenhäuser entstehen werden. Es ist nachhaltig, bestehende intakte Gebäude zu erhalten und weiterhin zu nutzen. Sie können noch viele Jahrzehnte dienlich sein. Es können gesellschaftlich, sozial und ökologisch wertvolle Projekte und Vorhaben in Gärten mit Kaisenhaus verwirklicht werden, die Kleingartenvereinen und deren Landesverband Anerkennung bringen würden. Solche Projekte und auch die private Nutzung können die strukturschwache Kleingartengebiete beleben und dazu beitragen, ihre finanzielle Situation zu verbessern. Nicht zuletzt können Kaisenhäuser als Gartenhäuser eine Bereicherung für viele Menschen darstellen, von denen einige in den Erhalt eines solchen Hauses investieren würden. Über einige positive, bereits existierende Beispiele habe ich bereits berichtet.

Unzutreffend ist hingegen die Behauptung im gestrigen Beitrag, dass der Landesverband der Gartenfreunde Bremen e.V. seine Meinung geändert habe und die hohe Bedeutung der Kaisenhäuser nun anerkenne. Ebenfalls unzutreffend ist die Behauptung in dem Beitrag, dass ein Vorstandsmitglied auf der Landesdelegiertenversammlung des Landesverbands der Gartenfreunde Bremen e.V. eine Anerkennung von Kaisenhäusern als Weltkulturerbe befürwortet haben soll. Diese Behauptungen sind ebenso wie jene, dass die Bremer Landesregierung einen Antrag auf Anerkennung als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe auf den Weg gebracht habe, schlicht von mir erfunden und als Aprilscherz zu verstehen.

Ich wünsche allen ein feines Frühlingswochenende!