Tante Héléne hilft auch bei Einbruch!

Fenster_kaputtGrrr … „Nicht schon wieder!“ Rauf die Haare. „Was für ein Ärger!“ Grummel. Motz. „Menno!“, rief ich extra laut als ich heute mal wieder im Garten war. Warum? Eine kleine Scheibe eines Sprossenfensters meiner Laube war eingeschlagen worden. Ich machte mich mit meinen Rufen bemerkbar … es könnte schließlich noch jemand im Haus sein. „Vielleicht ist es nur das bißchen Vanadalismus und es ist niemand im Haus gewesen“, dachte ich und hoffte es, weil das Fenster zwar kaputt aber verschlossen war. Dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. Alles war durchwühlt worden. Immerhin, das Kaffeepulver und die Kekse waren noch da. Ich setzte erst einmal Wasser für eine Tasse frischen Kaffee auf. „Kann man immer brauchen.“ Auch der Rasenmäher ist da. Ok. Die billige, stumpfe Rosenschere fehlte. Ich verdrehte die Augen: „Das Ding ist kein besonderer Verlust und eigentlich für niemanden ein Gewinn. Die Logik, die hinter der Auswahl geklauter Dinge steht ist für Außenstehenden nicht immer schlüssig nachzuvollziehen.“ Bei der Axt und dem Latthammer, die im hinteren Bereich verdeckt gewesen waren, fielen mir spontan mehrere Verwendungszwecke ein und die förderten mein allgemeines Wohlbefinden nicht unbedingt. Ich guckte über den Zaun. Meine Nachbarn waren nicht im Garten. Ist ja auch nicht das einladenste Wetter – Dauernieselregen. Auf den zweiten Blick stellte sich heraus, dass auch die beiden Lauben rechts und links von meinem Garten ungebetenen Besuch erhalten hatten. Auch ein Schuppen war aufgebrochen, Rasenmäher und verschiedene Geräte lagen verstreut auf dem Rasen. Eine kleine Serie also. Später würde ich bei den Nachbarn anrufen.

Womit schließe ich die Fensterscheibe vorübergehend?, überlege ich. Nach einigem Ausprobieren fällt mein Blick auf das schöne Stück Blech mit Tante Hélénes Bild. Sie paßt perfekt!  Tante Hélénes Finger zeigt nun jedem den „rechten“ Weg und der führt um dieses Haus herum. Das Haus habe ich mit dem Schild erst einmal vor Regen schützten können. Und dann? Dann steckte ich noch ein paar Tulpenzwiebeln in die Erde – als echte Vorfreude auf den Frühling. Dafür war ich schließlich gekommen.

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Fotos: Kirsten Tiedemann

Leeres Kaisenhaus als Gartenhaus?!

Verlassene Kaisenhäuser gibt es in den unterschiedlichsten Qualitäten und Formen, von der verfallenen Ruine bis zum intakten Häuschen. Kürzlich entdeckte ich ein verlassenes Kaisenhaus mit gutem Potential zum Gartenhaus. Solch eine Weiternutzung ist seit März 2015 gestattet. Näheres hier klicken. Das Dach dieses Häuschens scheint vor nicht allzu langer Zeit neu gedeckt worden zu sein. Ein paar Fensterrahmen sind recht mürbe und auch ein paar Scheiben eines Sprossenfensters müssen erneuert werden. Mit Zeit, etwas Geld und engagierter Eigenarbeit kann hier wieder eine wunderbare Parzelle entstehen – mit einem originellen Gartenhaus darauf. Der knorrige, alte Obstbaum vor dem Haus trägt übrigens leckere Äpfel und eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für die Neugestaltung des Gartens. Verlassen

Fenster2

Gardine7Reingucken

LeckerApfel

Fotos: Kirsten Tiedemann

Borgward. Besuch aus der Vergangenheit

Plötzlich stehe ich vor einem Auto, dass aus einer anderen Zeit gefallen zu sein scheint und so recht zu einem Kleingarten passt. Wunderbar klein und handlich ist es. Ein Kleinwagen auf den diese Bezeichnung wirklich zutrifft. An ihm ist nur das vorhanden, was wirklich notwendig ist. Die Form scheint organisch. Einziger Mangel, wenn man es denn Mangel nennen will: Das Auto hat nur wenig Stauraum. Hiermit wird sich kaum umfangreiches Pflanzengut oder Baumaterial für Garten und Laube transportieren lassen. Sei’s drum, das hat eh niemand mit einem Oldtimer vor. Wenn man dem Kennzeichen glauben darf, handelt es sich bei dem Gefährt um das einer Besucherin. Wie gerne wäre ich eingestiegen und losgefahren! Immerhin habe ich die schöne Gelegenheit, den gepflegten über 60 Jahre alten Borgward Lloyd 600 von allen Seiten ausgibig zu bestaunen.

Lloyd2Aha, die Türen haben links den Griff und lassen sich also von links öffnen statt wie heute üblich von rechts. Scheibenwischer, Blinklichter und Rückspiegel sehen wie Spielzeug aus.Lloyd3

Lloyd4Ein kleiner Ventilator auf dem Armaturenbrett soll für klare Sicht durch die Windschutzscheibe sorgen. Zwei Luxusgegenstände entdecke ich doch: Gemütlich wird’s für den Fahrer mit einer kleinen gelben Blume, die links vom Lenkrad in einer fest installierten Vase steckt.

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Außerdem sehe ich ein Kofferradio zwischen den Vordersitzen, das für Musik sorgt. Ob davon bei 100 km/h Spitzengeschwindigkeit, die das Gefährt erreichen können soll, überhaupt irgendetwas zu hören ist? Selbst bei 50 km/h scheint es eher unwahrscheinlich. Es ist vermutlich mehr ein Symbol für das Lebensgefühl der 1950er Jahre, in denen die Reihe gebaut wurde … aus dem Auto springen mit dem Kofferradio in der Hand, dumm di dumm … Und überhaupt, bei dem Auto geht es nicht ums Tempo, sondern um ein nostalgisches Fahrgefühl.Lloyd8

Lloyd6Vielleicht hat der ebenso gut gepflegte Borgward Lloyd 600 Kastenwagen in traumhaft schönem Rot, mit dem ein Restaurator, der hier in der Gegend einen Garten hat, gelegentlich vorfährt, diesen blaugrauen Gast zu Besuch bekommen.

Fotos: Kirsten Tiedemann

Herbstbunt

Bei Sonne oder auch im Nebel, ein Spaziergang durch das herbstbunte Laub auf den Wegen in Parks und Kleingartengebieten lohnt sich allemal. Die Sonnenstrahlen scheinen wieder bis auf den Waldboden.Unterholz

 Es raschelt unter den Füßen, die Luft ist schon kühl und riecht auf diese eigentümliche Art und Weise, ein Duft wie es ihn nur zu dieser Jahreszeit gibt.

Laub

Der Giebel einer Laube ist geschmückt mit buntem … Laub.LaubHaus

Manch ein Kleingartenverein stellt Bänke für Spaziergänger*innen auf.Bank

Und die letzten Blüten öffnen sich.Rosentor

Fotos: Kirsten Tiedemann

„hinterland“ Natur-Fotoreihe von Neele Sakautzky

Heute habe ich das Vergnügen, Auszüge einer fotografischen Arbeit der Mediengestalterin Neele Sakautzky zu zeigen, die Teil ihrer Seminararbeit im Rahmen des Studiums an der Hochschule für Künste Bremen sind. Hierfür hat Neele Sakautzky es sich zur Aufgabe gemacht, Walles ‚urbanes Idyll‘, wie sie das Kleingartengebiet Waller Feldmark nennt, aus ihrer Perspektive darzustellen. Ihrer dabei entstandenen Fotoreihe gab sie den Titel „hinterland“. Bei ihrer Recherche zur Geschichte von Bremens Kleingartengebieten und der Kaisenhäuser hat Sakautzky Gärtnern in Bremen und mein Buch Mehr als ein Dach über dem Kopf – Bremens Kaisenhäuser entdeckt und sich mit einigen Fragen an mich gewandt. Sehen sie nun als Resultat dieses Kontakts einige Fotos der Reihe und lassen Neele Sakautzky selbst zu Wort kommen:

„In dem diesjährigem Fotografie Seminar der Hochschule für Künste Bremen, bei Prof. Peter Bialobrzeski, ging es darum das Thema „Öffnet die Augen und sehet: Walle“ in traditionellen fotografischen Ausdrucksformen und im Kontext der Fotogeschichte zu lösen. Dabei stand das Bild als originäre, autonome Äusserung im Vordergrund, um visuell seine eigene Sprache zu entwickeln. Nach dieser Aufgabenstellung habe ich aus meinem Blickwinkel heraus die Natur–Fotoreihe »hinterland«, bestehend aus einer Auswahl von 9 Fotografien, ausgearbeitet und nach G.W.F. Hegels „Vorlesung über die Ästhetik“ werden lassen.
 
Meine Intention bestand darin, dass ich über meine Großeltern bereits seit meiner Kindheit bis heute mit dem Waller Parzellengebiet in Verbindung stehe und immer stehen werde — dieser noch größtenteils analogen Welt wollte ich entsprechen, indem ich mich technisch und materiell der Analogfotografie bedient habe, sowie mich mit der Entstehung der Kaisenhäuser befasste.
 
Mit den dazugewonnenen Aspekten zur damaligen und heutigen Situation, in Verbindung mit der Betrachtungsweise aus meiner Kindheit, wie ich die Kaisenhäuser und Parzellen erblickt habe, möchte ich den Betrachter visuell in Walles urbanes Idyll entführen und seine Kulturgüter, so wie sie heute bestehen und vergehen, nicht in Vergessenheit geraten lassen.“
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Fotos und Text
Neele Sakautzky · neele@ky-things.de
– seit 2011 gelernte Mediengestalterin in Gestaltung & Technik — Printmedien
– seit 2013 Studium Integriertes Design Hochschule für Künste Bremen — Schwerpunkte: Kommunikationsdesign, Fotografie, Typografie, Illustration & Film                                                                                                                              .