Es ist wirklich spannend zu beobachten, welche Zukunft intakte Kaisenhäuser mit der neuen Übergangsregelung als Gartenhäuser haben können – selbst wenn sie auf den ersten Blick vielleicht nicht reizvoll wirken. Ich habe Jörn in seinem Kaisenhausgarten besucht und durfte mich in Garten und Haus umsehen.
„Ich habe mir einen Traum verwirklicht. Aus einem der verwahrlosten Gärten mit Haus habe ich mir mit viel Herzblut und Engagement eine kleine Finca geschaffen“, sagt Jörn. „Warum eine Ferienwohnung auf Norderney? Oder ein Haus in der Toscana, in das man nur ein- oder zweimal im Jahr fährt? Und das auch nur für kurze Zeit.“ Er zieht den Garten in der Stadt vor. „Zum Garten ist es ein kurzer Weg. Sobald ich die Gartenpforte hinter mir schließe, tauche ich aus der städtischen Hetze ab. Meine grüne Oase liegt quasi vor der Haustür.“
„Ich habe das Potential des kleinen Hauses erkannt, obwohl es ziemlich zugemüllt war“, erzählt Jörn von seinem ersten Eindruck. Seitdem hat der dynamische Mann, der in der IT-Branche tätig und zeitweise viel auf Reisen ist, die verwahrloste Parzelle geschickt und mit großem Engagement in seiner Freizeit eigenhändig nach seinen Vorstellungen neu gestaltet. Das Häuschen hat er entrümpelt und entkernt und vom Boden bis unters Dach erneuert. Viel Zeit, Material und vor allem Arbeit mit Herzblut stecken in dem Garten und dem Häuschen, das nun als modern gestaltetes Gartenhaus zu vielen Gelegenheiten genutzt wird.
Das Äußere des kleinen Hauses will Jörn weitgehend unverändert im alten Stil erhalten. Fensterrahmen und Fensterläden sind wo nötig ausgebessert und einheitlich frisch gestrichen worden. Die Veranda steht jetzt auf der to-do-Liste.
Ich darf einen Blick in das Innere des gründlich renovierten Hauses werfen. Gleich hinter der Veranda komme ich in einen Funktionsraum, der mit neuen Bodenfliesen ausgestattet ist, die Wände sind getäfelt und in frischem Weiß gestrichen. Pantry und Kochgelegenheit vervollständigen diesen Bereich.
Bei den Entrümpelungsarbeiten entdeckte der neue Besitzer hier überraschenderweise einen kleinen, tiefer gelegten, soliden Lagerraum in der Größe von etwa einem Kubikmeter. Hier bleiben Wasser, Bier und Wein für den lauen Sommerabend erfrischend kühl.
Im gemütlichen Wohnbereich ist der Putz der Wände ebenfalls weiß gestrichen, die Decke ist vertäfelt und der Boden mit Kork ausgelegt.
Vor dem Ofen hat Jörn als Schutz vor Funkenflug Flusskiesel in Beton eingelegt. Diese Alternative zur Glasplatte hat vom Schornsteinfeger, der Ofen und Rauchabzug regelmäßig checkt, das OK bekommen. Das Feuer im Ofen knistert bei meinem Besuch und spendet eine angenehme Wärme, die wohlige Atmosphäre verbreitet.
Auf der Parzelle konnten die Kinder von Jörn und seiner Frau als Teenager hin und wieder ein erstes Wochenende ohne Eltern verbringen, erinnert sich Jörg. Hier haben sie ungestört Freunde eingeladen und in einem überschaubaren Rahmen Selbstständigkeit geübt.
Der Garten ist durch eine Vielzahl unterschiedlicher Sträucher und Büsche locker gestaltet und in verschiedene Bereiche gegliedert, sodass zu jeder Tageszeit eine sonnige Sitzgelegenheit zu finden ist. Bei Bedarf wurden vorhandene Gehwegplatten wieder verwendet.
Mit einer stabilen Schaukel, die sich besonders für hoch gewachsene Erwachsene eignet, hat Jörn sich einen weiteren Wunsch erfüllt. Mit großem Vergnügen genießt eine benachbarte Freizeitgärtnerin von etwa 70 Jahre es ebenfalls, hier nochmal wieder ausgiebig schaukeln zu können.
Das Gehölz erhält jährlich einen sorgfältigen, individuellen Schnitt, der dem Garten eine schöne Struktur und abwechslungsreichen Rahmen gibt.
Das Häuschen verfügt über einen Anschluss an das Stromnetz und über fließendes Trinkwasser aus dem vereinseigenen Wassernetz. Die wenigen anfallenden Abwässer des Hauses werden in einer geschlossenen Grube aufgefangen und regelmäßig abgefahren. Zum Gießen der Sträucher, Beete und des Rasens werden das kostengünstige Grundwasser und aufgefangenes Regenwasser verwendet.
Zur Bauweise des Hauses
Betrachtet man das kleine Kaisenhaus genauer, wird man feststellen, dass der damalige Bauherr und seine Familie über gewisse finanzielle Mittel oder gute Beziehungen verfügt haben müssen. Die oberen Abschlüsse aller Fenster und der Eingangstür sind einheitlich, ebenso der Sturz über den Fenstern, die Fensterbänke und die Fenster. Nur die Veranda scheint vorgesetzt. Bei genauerer Betrachtung ist zu entdecken, dass die ersten 22 Quadratmeter Grundfläche damals jedoch nicht nur um die Veranda, sondern noch um einen weiteren kleinen Anbau und einen Schuppen erweitert worden waren. Das Wohnhäuschen selbst ist zweiwandig mit Sandstein und Klinker errichtet worden. Nur beim Fundament scheint mit einem Streifenfundament die Sparvariante gewählt worden zu sein. Fundament, Wände und der Dachstuhl sind ausreichend, sodass das kleine Haus eine Eindeckung mit Dachziegeln trägt. Es läßt sich leicht berechnen, dass diese solide Bauweise mehr Material und damit finanzielle Mittel (und/oder Beziehungen) erfordert hat als zum Beispiel die Variante mit einfachem Mauerwerk oder die Holzrahmenbauweise.
Zur Nachahmung empfohlen!
Jörn hat in seinem Garten ein attraktives Beispiel für die „Nachnutzung“ eines Kaisenhauses als Gartenhaus geschaffen. Es kann zur Nachahmung empfohlen werden, wie ich finde.“
Fotos: Kirsten Tiedemann