Trotz 100 von Altersschwäche keine Spur! Verein Blüh‘ auf feiert 100. Geburtstag [Weser-Kurier]

 

Screenshot Weser-Kurier abgerufen am 20.6.2019. Foto im Beitrag von Roland Scheitz

Dieser Beitrag von Anne Gerling gebe ich ier gerne wieder. Er erschien am 20.6.2019 im Weser-Kurier/Stadtteil-Kurier West.

Den 137 Gröpelingern, die am 16. Juni 1919 den Kleingärtnerverein „Blüh’ auf“ gründeten, ging es um den Anbau von Obst und Gemüse. Ihr Vereinsheim schrieb später – in Bremen – Rock’n Roll-Geschichte.

Es waren tatkräftige Männer, Frauen und Kinder aus dem Ohlenhof-Quartier, die vor nunmehr 100 Jahren im Bremer Westen frisch umgebrochenes Wiesenland in Parzellen mit ertragreichen Gemüsegärten zur Selbstversorgung umwandelten: Das lässt sich der 142-seitigen Festschrift entnehmen, die der Vorstand des Kleingärtnervereins „Blüh‘ auf“ anlässlich seines 100-jährigen Bestehens gemeinsam mit der Waller Historikerin und Kleingarten-Bloggerin Kirsten Tiedemann verfasst hat.  

Nach dem Hungerwinter 1916/17 waren in verschiedenen Teilen Bremens städtische Wiesen zur Schaffung von Kleingärten freigegeben worden. So auch in Gröpelingen, wo auf den Parzellen links vom Schwarzen Weg in dem Gebiet zwischen Humannstraße und Bahndamm zwar weder Bäume noch Lauben standen – sich aber trotzdem rasch 137 Pächter fanden, die sich am 16. Juni 1919 im Verein „Blüh’ auf“ zusammenschlossen.

Überwiegend waren dies Facharbeiter und Arbeiter aus dem Hafen und von den Werften, die nun das Land urbar machten, Beete anlegten, Saatgut beschafften, Obstbäume und Beerensträucher anpflanzten. Gemeinschaftlich planten und befestigten sie auch Wege im Gebiet, die dafür benötigte Schlacke kam von der Schule an der Humannstraße und vom nahe gelegenen Rangierbahnhof.

Viele Mitglieder waren der Gewerkschaft und der Arbeiterbewegung eng verbunden und empfanden es als selbstverständlich, dass man sich gegenseitig unterstützte. Anfangs durch Arbeitskraft, später wurden gemeinsam Düngemittel, Saatgut, Obstbäume oder Sträucher bestellt und Fachvorträge organisiert, um Gartenanfängern bei Obstbaumschnitt oder Schädlingsbekämpfung zu helfen.

Nur 15 Jahre nach seiner Gründung musste der Verein mit knapp der Hälfte seiner Gärten für den Bau der Tirpitz-Kaserne umziehen. Die Pächter bekamen ersatzweise Neuland zwischen der Eisenbahn und dem Maschinenfleet, das sie nun abermals eigenhändig kultivierten. Lauben wurden ab- und auf den neuen Schollen wieder aufgebaut und Bäume und Sträucher umgesetzt. Außerdem wurde das gesamte neue Gelände eingezäunt und mit verschließbaren Toren versehen, um Obst- und Gemüsediebstähle zu verhindern.

Ab 1937 durchtrennte die neu gebaute Blocklandautobahn zwischen Bremer Kreuz und Ihlpohl das Vereinsgebiet – drei Wege lagen nun zwischen Autobahn und Eisenbahn und die Geräuschkulisse nahm zu. Als zu Beginn des neuen Jahrtausends die Autobahn auf sechs Spuren erweitert wurde, setzte sich schließlich der Vereinsvorsitzende Jürgen Huss gemeinsam mit Rolf Heide, Vorsitzender der Gartenfreunde „Am Mittelwischweg“, erfolgreich für den Bau von Lärmschutzwänden ein, was ein Gewinn für das Gebiet war.

„Solche Erfolge gelingen leichter im Schulterschluss mit den benachbarten Vereinen“, sagt Jürgen Huss rückblickend. So habe sein Verein gemeinsam mit den Nachbarn „Am Mittelwischweg“, „Morgenland“ und „Waller Marsch“ – die vier bilden den Kleingartenpark „In den Wischen“ – im Jahr 2002 auch die Zuschüttung des Mäusetunnels verhindern können, der einer der wenigen Zugänge zu dem neuen 480 Hektar großen Naherholungspark „Grüner Bremer Westen“ ist. Auch bei „Blüh‘ auf“ zogen nach dem Krieg Menschen in Behelfsheime auf Parzelle: Im Jahr 1955 waren Tiedemann zufolge 114 der 750 Vereinsgärten bewohnt und nur in vier der 19 Wege gab es keine Behelfsheime. Heute gehört noch ein rechtmäßig bewohntes Kaisenhaus zum Verein.

Ein beliebter Treffpunkt

1950 wurde beschlossen, ein Vereinsheim mit Gaststätte und Saal zu errichten – natürlich in Eigenarbeit, um Geld zu sparen. 1952 war das Gebäude fertig – und wurde später dank Wirt Heinrich Mohrmann zu einem beliebten Treffpunkt: Seeleute, Soldaten und Jugendliche aus der ganzen Stadt zog es in den Rock ’n’ Roll-Schuppen.

An den Wochenenden war es proppenvoll im Vereinsheim von „Blüh‘ auf“, die Musikbox spielte Bill Haley und Elvis Presley und es wurde wild getanzt. Dass der Verein ein großes Herz für Jüngere hat, stellt er seit 1995 mit seiner Kindergarten-Parzelle unter Beweis, mit der er bremenweit Vorreiter ist: Hier können die Kleinsten gemeinsam gärtnern und natürlich auch toben. Von Altersschwäche also bei Blüh‘ auf auch nach 100 Jahren keine Spur!

 

Ausflugstipp aus dem WESER-KURIER – Frühsommerfest im Grünen Bremer Westen

Prädestiniert für einen Ausflug

Foto Roland Scheitz

Bremen-West. Wer hätte es gedacht, dass der Frühsommer in diesem Jahr dermaßen hochsommerlich ausfallen würde? Viele Bremer zieht es nun so oft wie möglich hinaus ins Freie, da kommt das Frühsommerfest im Grünen Bremer Westen am Sonntag, 3. Juni, von 10 bis 18 Uhr wie gerufen für einen Ausflug in Bremens größtes Parzellengebiet, das sich vom Hohweg bis zum ehemaligen Jugendknast an der Carl-Krohne-Straße erstreckt und einige versteckte Schätze zu bieten hat. Diese wollen Lisa Hübotter und Thomas Knode, die dieses erste Frühsommerfest im Rahmen des Projekts „Green Urban Labs“ des Fachbereichs Grünordnung in der Umweltbehörde organisiert haben, den Bremern nun näher bringen.

Den Waller Feldmarksee zum Beispiel, aber auch verschiedene Projekte und Initiativen. Etwa einen kleinen  Ableger des 30 000 Quadratmeter großen Sebaldsbrücker Nabu-Vogelparadieses, der sich in einem 600 Quadratmeter großen Kleingarten am Fliederweg 5 befindet. Dort können Kinder an diesem Tag gemeinsam mit dem Team von Umweltpädagogik-Projektleiterin Annette Siegert Nistkästen bauen, Vogelschnäbel ausprobieren oder bei einem Vogelquiz mitmachen. „Wir sind außerdem mit zwei Eseln vor Ort, mit denen wir zwischen der Parzelle und Wupp – dem Waller Umweltpädagogik-Projekt am Hagenweg – hin- und herpendeln werden. Ganz kleine Kinder können auf den Eseln reiten und Kinder können sie führen, dann ist der Weg nicht so lang“, sagt Siegert. Auf dem Wupp-Wildnisgelände wiederum gibt es ein Baumhaus, einen „Fühlpfad“, Wasser und Matsch zu entdecken. Von 12 bis 15 Uhr wird mit den Kindern gekeschert und der Kleingartenverein Walle lädt zum Grillen ein.

Auch die alte Fleetkirche beim Fleetkirchenweg am Waller Damm, die 1958 als Notkirche für Ausgebombte und Vertriebene errichtet wurde und einst das Wahrzeichen der Waller Feldmark war, kann an diesem Tag besichtigt werden. Die hübsche kleine Holzkirche ist von 11 bis 19 Uhr geöffnet, der Waller Künstler Horst Ehlert zeigt dort eine Skulpturen-Ausstellung und es gibt auch Führungen. Um 15 Uhr tritt dort der Singer/Songwriter Robby Ballhause aus Hannover mit „Greengrass Music“ unplugged auf und um 18 Uhr lädt Autor René Paul Niemann zu einer Lesung aus seinen Texten ein.

Insbesondere lohnt der „Blocklandgarten“ auf dem Gelände der ehemaligen JVA an der Carl-Krohne-Straße einen Besuch, der an diesem Tag Hauptfestplatz ist: Durch ein imposantes Rolltor geht es auf das verwunschene Gelände, auf dem das Frühsommerfest um 11.30 Uhr offiziell eröffnet wird und wo verschiedene Informations- und Mitmachstände aufgebaut werden. Um 15 Uhr tritt dort die achtköpfige Bremer Ska- und Reggae-Band „Brennholzverleih“ auf, um 16 Uhr stellen Ines und Alexey Cordero López Zumba und Kutara-Fitness vor. Wer möchte, kann direkt mitmachen.

Am Kampfhuhnweg 9 öffnet ein Imker seine Gartenpforte und am Kampfhuhnweg 8 geht es bei der Transition Town Initiative „Bremen im Wandel“ den ganzen Tag lang um Ideen für naturnahes Gärtnern. Ab 11 Uhr wird zum Beispiel gezeigt, wie man mit alten Gehwegplatten eine Kräuterspirale baut. Ab 13 Uhr können Interessierte erfahren, wie man ganz ohne Strom Kartoffeln kochen kann: Mit einem Solarkocher nämlich, wie er unter anderem in afrikanischen Dörfern ohne Stromversorgung zum Einsatz kommt. Ab 15 Uhr gibt es Tipps zum Thema biologischer Pflanzenschutz; erklärt wird dann, wie Pflanzen mit Jauche, Tee oder Brühe gestärkt werden können, um einem Schädlingsbefall vorzubeugen. Ab 17 Uhr wiederum steht der Bau einer Kräuterpalette auf dem Programm. Parzellist Carsten Siemering zeigt dann allen Neugierigen, wie eine Palette platzsparend für den Kräuter-Anbau in der Senkrechten genutzt werden kann.

 

Bläserchor ist mit dabei

Auch die Kleingartenvereine Blüh‘ Auf, Am Mittelwischweg, Morgenland, Union und Walle beteiligen sich an dem großen Fest und öffnen ihre Vereinsheime für alle Besucher. Mehrere von ihnen zeigen Fotos rund um die Themen Natur, Gärtnern und Wildtiere. Bei den Gartenfreunden am Mittelwischweg kann ab 10 Uhr auf der Festwiese beim Vereinsheim ein Freiluft-Gottesdienst der evangelischen Gemeinde Gröpelingen und Oslebshausen besucht werden, der mit einem Bläserchor besonders stimmungsvoll zu werden verspricht. Im Anschluss lädt der Verein zum Frühschoppen  ein. „Bei Interesse gibt es dann kleine Führungen in unserem Schnuppergarten oder zu unserem Gewächshaus“, sagt der Vereinsvorsitzende Rolf Heide.

Eine Radtour durch das vielen Bremern unbekannte Naherholungsgebiet bis zum Hauptfestplatz im Blocklandgarten bietet die Waller Historikerin und Kleingarten-Bloggerin Kirsten Tiedemann an, die intensiv die Geschichte der Bremer Kaisenhäuser erforscht hat. Start ist um 14 Uhr an der Bushaltestelle am Hohweg 50, die Teilnahme an der etwa sechs Kilometer langen Tour ist kostenlos. Raimund Kesel vom Naturwissenschaftlichen Verein zu Bremen lädt von 14 bis 17 Uhr zu einem botanischen Streifzug unter dem Motto „Wildkräuter im grünen Bremer Westen“ ein. Treffpunkt ist beim Kleingartenverein Walle an der Fleetstraße 61/63.Der Verein Kultur vor Ort bietet eine zweistündige Radtour zum Thema Gemüse- und Obstanbau an, die um 11 Uhr am Oslebshauser Bahnhof beginnt.

Weitere Informationen

Das Veranstaltungsprogramm ist unter www.blocklandgarten.de zu finden.

 

Hier der Link direkt zum Beitrag im Weser-Kurier https://www.weser-kurier.de/bremen/stadtteile/stadtteile-bremen-west_artikel,-praedestiniert-fuer-einen-ausflug-_arid,1734784.html

Farbenfrohes Frühsommerfest – Jetzt anmelden zum Mitmachen

Gute Neuigkeiten gibt es vom Projekt Green Urban Labs: Das Frühsommerfest am 3.6.2018 im grünen Bremer Westen nimmt kunterbunte Gestalt an, wie die engagierte Projektleiterin und Initiatorin des Festes, Lisa Hübotte,r der Journalistin Anne Gerling für den Weser-Kurier kürzlich berichtete (siehe Artikel). Künstler, Kräuterkundige, Clowns, Vereine, Feuerspucker, Imker, Stelzenläufer und alle anderen – gerne können sich weitere Akteure, die ihre Künste darbieten wollen, bei Lisa Hübotter melden!

Anmeldeschluss ist der 5. April 2018. lisa.huebotter@umwelt.bremen.de

Öffnet eure Pforte!  Jeder Freizeitgärtner, jede Freizeitgärtnerin, deren individuelle Parzelle im Projektgebiet liegt, kann die Gelegenheit des Frühsommerfests nutzen und ihre Gartenpforte an diesem Tag für Interessierte öffnen. Gartenneulinge erhalten so die Gelegenheit, die Vielfalt der Parzellenkultur zu erleben und erfahrene Parzellisten zu treffen. Auch für versierte Kleingärtnerinnen und -gärtner kann der Austausch bereichernd sein. In den grünen Oasen finden sich häufig Anregungen und sie sind einfach schön anzusehen. Ich empfehle diese Aktion sehr, auch aus dem eigenen Erleben. Bei dem von mir organisierten Sommerfest „Gärtners Glück“ im Kleingärtnerverein Juliushöhe, wo ich meinen Garten habe, waren Parzellisten und Gäste von Aktion der offenen Gartenpforte gleichermaßen begeistert.

Zum Projektgebiet gehören die Vereine Bockland e.V., Blüh auf e.V., Gute Gemeinschaft e.V.,  Min Land e.V., Mittelwischweg e.V., Morgenland e.V., türkisch-sozialer KGV e.V., Union e.V., Walle e.V. und Waller Marsch e.V.

Anmeldeschluss ist der 5. April 2018 bei Lisa Hübotter. lisa.huebotter@umwelt.bremen.de

 

 

Gerettet! Einmalige Fleetkirche in Waller Parzellengebiet hat neuen Besitzer

Diese Diashow benötigt JavaScript.

„Jetzt ist ein Schriftsteller in der Fleetkirche“, das hörte ich jüngst beiläufig auf dem Planungstreffen für das Frühsommerfest im grünen Bremer Westen und war ganz aus dem Häuschen. „Klasse!“, rufe ich aus, hatte ich doch 2016 durch eine Nachricht von einem Kaisenhaus-Bewohner aus der Nachbarschaft der Kirche erfahren, dass der damalige Pächter, die serbisch-orthodoxe Gemeinde für Weser und Ems in Bremen e.V., das Gebäude verlassen hatte und Strom- und Wasserleitung bereits endgültig abgekniffen worden waren. Renoviert worden war dort schon lange nichts mehr, wie ich durch meine Spaziergänge und Führungen im Gebiet wußte. Alles deutete darauf hin, dass die einmalige charmante Notkirche aus Holz vom Bremer Architekt Hermann Gildemeister, die 1958 mitten im Parzellengebiet für die Bewohner von Kaisenhäusern in den Kleingärten errichtet worden war, jetzt abgerissen werden sollte. Das wollte ich nicht glauben. Sollte es denn wirklich keine andere Möglichkeit geben? Das Gebäude schien Renovierung zu benötigen, man wird investieren müssen, aber es war doch keineswegs ruinös! Durch einen Beitrag hier auf dem Blog (hier lesen) kam Bewegung in die Sache, der Weser-Kurier griff das Thema auf, die Bremische Evangelische Kirche (BEK) nahm Konzepte entgegen und erklärte, das Gebäude verkaufen zu wollen.

Nun hörte ich zufällig vom Krimi-Autoren René Paul Niemann, dessen Konzept die BEK überzeugt und der den Zuschlag erhalten hatte. Bei Recherchen war Niemann auf meinen Blog gestoßen und hatte von dem drohenden Abriss und der Ausschreibung erfahren. Bereits Anfang 2017 hat er das Gebäude im Herzen des größten Bremer Kleingartengebiets übernommen. Der Findorffer plant eine „Kulturkirche und Atelier am Fleet“ und erzählt von seinen gärtnerischen Aktivitäten als ich ihn besuche. Durch den Sturm seien Äste aus Bäumen gebrochen, die beseitigt werden müssen. Im seinem ersten Jahr mit der Kirche habe er neben notwendigen Anträgen und Gesprächen, erst einmal die vernachlässigten Abzugsgräben gangbar gemacht, um den Boden zu entwässern. Besonders wichtig sei das für die Sicherung des hölzernen Fundaments des Gebäudes, erkärt der Autor, der auch mit grünem Daumen und handwerklichem Geschick ausgestattet ist.

Herzlichen Glückwunsch und viel Freude mit der Fleetkirche!

In seinem jüngst erschienenen Büchlein widmet sich René Paul Niemann übrigens Geschichten aus dem Bremer Westen. Es ist kürzlich in der Edition Temmen erschienen.

Anne Gerling: Krimiautor rettet ehemalige Fleetkirche. Mit Fotos von Roland Scheitz (Weser-Kurier, Stadtteil-Kurier West 28.8.2017)

Die Katze ist aus dem Sack Kleingärten zu Bauland – Presseschau

Die Katze ist aus dem Sack.

Der Landesverband der Gartenfreunde Bremen e.V. bietet der Stadt Bremen an, Kleingärtenflächen, in denen sich einige brach liegende Parzellen befinden, als Bauland abzutreten. Die Grundstücke befinden sich im Besitz der Stadt Bremen, der Bremischen Evangelischen Kirche und verschiedenen Privatpersonen. Dort eine Parklandschaft anzulegen, wird von den Bremer Gartenfreunden abgelehnt, da der Landesverband annimmt, diese werde nicht gepflegt werden. Den Beratungen zum Kleingartenentwicklungsplan bleiben die Verbandsvertreter und auch der baupolitische Sprecher der SPD fern. Dieser Plan soll gemeinsam von Vertretern aus Politik, Verwaltung, Landesverband der Gartenfreunde und verschiedenen Interessengruppen als grundlegendes Konzept für die Zukunft der bremischen Parzellengebiete entwickelt werden.

Nicht gefragt wird bisher, ob sich das Gebiet zum Bauen eignet. Nicht angesprochen wird, was mit den vielen Eigenlandparzellen, die sich eingestreut in dem Gebiet befinden, werden soll. Einige der Besitzer wollen ihre Grundstück nicht verkaufen. Man muss wohl davon ausgehen, dass im Falle einer Umwandlung in Bauland auch zeitaufwendige Enteignungsverfahren gegen Besitzer von Eigenlandparzellen eingeleitet werden müssen, oder? Was wird aus den Kaisenhausbewohnern mit lebenslangem Wohnrecht, die in dem Gebiet leben?

°°° Eine Presseschau mit Fragen zum Thema (aktualisiert 12.9.2017)

KT //Die Titel der Zeitungsartikel, Internet-Post und Fernsehbeiträge, die hier vorgestellt werden, sind blau hervorgehoben und führen, sobald man sie anklickt, zum jeweiligen Artikel oder Film.//

°°°

5.9.2016 – Wir lehnen die Bebauungspläne von Kleingärten ab. Auf dem Blog Findorff AKTUELL, das zum Print-Magazin Leben in Findorff von Mathias Rätsch gehört, und hier auf Gärtnern in Bremen wird die Presseerklärung der Interessengemeinschaft der Parzellenbewohner und Grundstückbesitzer e.V. veröffentlicht.

°°°

6.9.2017 –Kleingärten für Bauprojekte opfern? Im Weser Report/ Ausgabe West werden nicht nur die Absichten von Jürgen Pohlmann/ baupolitischer Sprecher der SPD und dem Landesverband der Gartenfreunde Bremen e.V. vorgestellt, die brach liegende Kleingärten im Bremer Westen bebauen lassen wollen, sondern auch kritische Stimmen dazu. In der Ausgabe vom 10.9. gibt es den Beitrag Bebauung ist eine Option auf S. 9, der als pdf-Datei geladen werden kann – hier klicken.

°°°

7.9.2017 – Koalitionsstreit über den Gartenzaun. Im Beitrag von buten und binnen (7.9.2017) werden die Aussagen einiger beteiligter Akteure aneinander gereiht. Der Landesverband der Gartenfreunde Bremen e.V. und der baupolitische Sprecher der SPD stellen ihre Position zugunsten der Bebauung von Teilen des Kleingartengebiets Waller Feldmark vor. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen erklärt das Festhalten an dem Gebiet als grüne Lunge und für Ausgleichsflächen. Aus dem Bauressort erfährt man, dass geladene Vertreter des Landesverbands der Gartenfreunde Bremen e.V. und der SPD-Fraktion von einem wichtigen Gespräch zum Kleingartenentwicklungsplan 2025 fern bleiben.

KT // Zuschauer, die sich dem Thema frisch und unbefangen nähern, bleiben Ursachen, Entwicklung und Begründung der Situation ohne journalistische Erläuterungen verschlossen. Bilder und Wortbeiträge widersprechen sich sogar in einem Fall: Frau Drechsler Annahme, dass das Rahmengrün später unzulänglich gepflegt werden wird, wird mit einer verwahrlosten Parzelle bebildert. Die Katze ist prima.//


9.9.2017 – In Zoff um Kleingärten stellt Sara Sundermann am Samstag im Weser-Kurier ausführlich die Position des Landesverbands der Gartenfreunde Bremen e.V. vor. Brach liegende Parzellen sollen zu Geschosswohnungsbau oder Gewerbegebiet umgenutzt werden – keine Parkanlage, denn die würde nicht gepflegt werden, so führt die Geschäftsführerin aus. Das Bauressort und die Grüne Fraktion in der Bürgerschaft lehnen diesen Vorstoß ab. Die Positionen von SPD (Geschosswohnungsbau) und CDU (Ein-, Zwei und Mehrfamilienhäuser) sind bekannt. Einige Leserkommentare in der online-Ausgabe machen deutlich, dass nicht alle Mitglieder des Landesverbands der Gartenfreunde mit der Politik der Interessenvertretung konform gehen, im Gegenteil.

KT //Wer fragt, ob diese unversiegelte Grünfläche notwendigerweise als Bauland  genutzt werden muss? Braucht die Stadt Bremen nicht dringend unversiegelte Flächen, um die Wassermassen, die klimabedingt auf uns niederprasseln werden, abfließen zu lassen? Wer fragt, ob sich die Grünflächen überhaupt als Bauland eignen? Die brach liegenden Parzellen befinden sich eingestreut zwischen genutzten Kleingärten und legal bewohnten Kaisenhäusern. Sie sind umgeben von Eisenbahndamm (Strecke Bremen-Hamburg), Autobahn (Bremen-Bremerhaven) und Bremer Müllbergen mit dem Duft der tausend Haushalte. Wer weist darauf hin, dass das Gebiet einen sehr hohen Grundwasserspiegel hat, in dem von Spätherbst bis zum Frühjahr zwei-drei Spatenstiche genügen, um auf Wasser zu stoßen? Dort Bauland herzustellen wird sehr kostenintensiv. Hat die Stadt dafür Geld?//

~~~

9.9.2017 – Wahlkampf auf Parzelle ist ein Kommentar von Sara Sundermann im Weser-Kurier, die sich für die Bebauung von Teilen von Kleingärten ausspricht. Ihr findet ihn ebenfalls am Samstag im WK und online hier klicken. Dort gibt es auch einen Leserkommentar.

°°°°°

21.8.2017 – Kleingärtner wollen Rechtssicherheit. Schon ein paar Tage alt, dennoch nicht weniger wichtig. Ein Beitrag zu einer Beiratssitzung in Gröpelingen mit dem Thema „Wohnnungsbau in Kleingartengebieten?“ mit Jürgen Pohlmann/baupolitischer Sprecher der SPD enthält Fragen einiger Kleingärtnervereine, bekannte Positionen und einem interessanten neuen Aspekt. Anne Gerling schrieb den Artikel bereits am 21.8.2017 für den Weser-Kurier/West.

Einen interessanten Aspekt aus dem Artikel will ich hier zitieren:

„… Fragen zu improvisierten Wohnformen mit in die Diskussion hineintragen, hofft Christina Vogelsang, Sachkundige Bürgerin der Grünen im Gröpelinger Beirat. Ihr will bei der gesamten Diskussion dabei nicht recht einleuchten, weshalb überhaupt Kleingärten als mögliches Bauland ins Blickfeld rücken, wo doch bei Immobilien Bremen (IB) sogar die finanziellen Mittel fehlten, um das fast sieben Hektar große Areal an der Ritterhuder Heerstraße – immerhin eine der potenziellen Wohnbauflächen auf Bremens „40+“-Projektliste – weiterzuentwickeln und zu bebauen. Anders als in manchen Teilen der Vereinsbereiche gebe es dort bereits eine Infrastruktur, betont Vogelsang: „Wieso also die Idee, dass es im Kleingartengebiet klappen könnte?“ hier klicken zum Weiterlesen

KT //Wieso weist eigentlich kein Politiker und kein Verbandsfunktionär mehr darauf hin, dass die Stadt eine Selbstverpflichtung eingegangen ist, marode Kaisenhäuser auf städtische Kosten abzureißen?//

°°°°°

4.9.2017 „Wie kann Bremen noch nach innen wachsen, ohne dabei wertvolle Freiflächen zu opfern?“ Diese zentrale Frage zum aktuellen Städtebau von Philipp Nicolay beantwortet Professor Eberhard Syring in einem Interview der taz-Nord folgendermaßen:

„Es gibt industriell genutzte Flächen, die sich dafür anbieten. Wenn das Kellogg-Werk geht, ist das eine städtebauliche Chance. Auch das Bierbrauen mitten auf einer attraktiven Fläche in der Alten Neustadt muss hinterfragt werden. Kann man Bier nicht genauso gut am Stadtrand brauen? Und in der Überseestadt ist auch noch nicht alles ausgereizt.“ taz-Nord 4.9.2017

°°°°°

by the way

KT //Warum betreibt die laut Statuten politisch neutrale Geschäftsführung des Landesverbands der Gartenfreunde Bremen e.V. eigentlich so eindeutigen Wahlkampf? Recht deutlich wird dieses Verhalten in einem etwas älterem TV-Beitrag „Aufruhr im Gartenidyll“ vom 23.8.2017 bei buten und binnen. Hier zum Beitrag klicken.

Keine verwaiste Parzelle für Wohnungsbau – Weser-Kurier Walle

Ausschnitt des Beitrags im Weser-Kurier/Stadtteil-Kurier Bremer-Westen 3.7.2017

Waller Kleingärtner fühlen sich vom Landesverband im Regen stehen gelassen.  Sehr gerne weise ich auf den gut recherchierten Beitrag im Stadtteil-Kurier Bremer Westen zum Vorstoß der SPD, aus verwaisten Parzellen Bauland zu machen, von Anne Gerling hin. Gerling fängt hier unterschiedliche Positionen von Kleingärtnern, mehreren Vorsitzenden und aus dem Beirat Walle zum Thema ein. Darin heißt es:

Bremen-West. Der Kracher kam pünktlich zum Wochenende: Als die Waller Parzellistin und Umweltaktivistin Rike Fischer am Freitag die Zeitung aufschlug, da traute sie kaum ihren Augen: Unter dem Titel „Streit über Kleingärten entschärft“ berichtete der WESER-KURIER, die Bremer Kleingärtner seien nicht mehr grundsätzlich gegen den Mitte Mai ins Spiel gebrachten SPD-Vorschlag, verwaiste Parzellen für den Wohnungsbau zu nutzen.

In dem Artikel wurde die Geschäftsführerin des Landesverbandes der Gartenfreunde Bremen, Birgit Drechsler, zitiert: Man stimme grundsätzlich durchaus mit der SPD überein. An der Kleingärtner-Basis sorgen Drechslers Äußerungen für eine bunte Gefühlspalette von Bestürzung bis Empörung. So kritisieren im Internet einzelne Stimmen den „völlig einfallslosen Bauwahn einiger SPD-Betonköpfe und die damit verbundene rücksichtslose Vernichtung ökologischer Flächen, die eine wesentliche Qualität von Bremen sind“. Andere Parzellisten bezweifeln, dass der Landesverband ihre Interessen überhaupt noch angemessen vertritt.

„Was ist das für eine Lobby, wenn der Landesverband einfach so einknickt, ohne dass die betroffenen Vereine erst einmal gehört werden? Da fühlt man sich nicht gesehen und repräsentiert“, sagt etwa Carsten Siemering vom Waller Verein „Union“ am Hohweg und verweist auf die vom Bremer „Bündnis für Wohnen“ unter der Leitung von Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) aufgelistete Bauflächenreserve im Volumen von 27 000 Wohneinheiten: „Ich würde erst mal erwarten, dass die bebaut werden und dass die Politik gegen Leerstände angeht“, sagt er.

„Wir fühlen uns vom Landesverband im Regen stehen gelassen“, sagt auch Rike Fischer, die beim Findorffer Verein „Eiche“ einen Garten bewirtschaftet. Dort hat man für brachliegende Grundstücke kreative Lösungen gefunden, erzählt der Vereinsvorsitzende Heinrich Schwecke. So wurde zum Beispiel ein Lerngarten für Kita-Kinder hergerichtet, ein Spielplatz oder auch ein Tafelobstgarten in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Niemand hier will, dass Bremens grüne Oase zerstört wird. Heinrich Schwecke hat sogar bereits von einem Verein gehört, der aus dem Landesverband ausgetreten ist. Kassiererin Brigitte Groß hält es für möglich, dass wie schon in Hamburg auch in Bremen eines Tages besondere Sahnestücke als Bauland herausgepickt und gewachsene Kleingartengebiete zerstört werden könnten: „Dann kommen hier bei uns Weidedamm IV und V.“ „Wenn man zum Beispiel erst mal bei Union anfängt, dort für noch mehr Gewerbegebiet Flächen abzuknabbern, und von dort kein Widerstand kommt, dann geht es unter Umständen eines Tages auch mal an den Stadtwerder“, befürchtet auch Carsten Siemering.       …

Zum weiter Lesen … hier klicken zur kompletten online-Ansicht des Artikels

Quelle: Weser-Kurier/ Stadtteil Kurier West 3.7.2017, Seite 2

 

Was wird aus der Fleetkirche? Ein Beitrag im Weser-Kurier

„Was wird aus der Fleetkirche?“ titelt ein unbedingt lesenswerter Artikel von Anne Gerling im Stadtteil-Kurier (West) des Weser-Kuriers am 18. Juli 2016. Darin gibt Gerling einen informativen Überblick zu Entstehung und Geschichte dieses besonderen Bauwerks in der Waller Feldmark, dessen Ursprung im massenhaften Wohnen auf der Parzelle in Kaisenhäusern* in der Nachkriegszeit zu finden ist. Die Bedeutung, die die Kirche in früheren Zeiten für die Kaisenhausbewohner hatte, schildert der Architekt Uwe Siemann eindrücklich. Erfreulich ist die Nachricht aus der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) zur Zukunft des einmaligen Gebäudes. Von Frau Sabine Hatscher, Sprecherin der BEK, ist zu erfahren, dass die BEK die Fleetkirche zwar nicht weiter selbst unterhalten werde, aber offen für Ideen einer Weiternutzung sei. Hatscher erklärt außerdem, dass auch die Abgabe des Gebäudes für einen symbolischen Preis möglich sei. Ich meine, mit einer „Stiftung Fleetkirche“ kann das Gebäude langfristig als kultureller Treffpunkt mit Sommercafé und angeschlossenem ganzjährigem „Draußen-Kindergarten“ erhalten werden und das Naherholungsgebiet Waller Feldmark bereichern.

* Die im Artikel genannte Zahl von bis zu 4.000 Parzellenbewohnern in den 1960er Jahren in der Waller Feldmark kann Seit der Vorlage meines Buches „MEHR ALS EIN DACH ÜBER DEM KOPF – BREMENS KAISENHÄUSER“ mindestens auf das vierfache nach oben korrigiert werden.

Weser-Kurier, Stadtteil Kurier West 18.7.2016

Weser-Kurier, Stadtteil-Kurier (West) 18.7.2016