Kleingärten und Kaisenhäuser sind Thema im Koalitionsvertrag 2019-2023

Von großem Interesse ist es für Kleingärtner*innen und die Menschen, die die Kleingartenparks in Bremen schätzen, wie die neue  Regierungskoalition sich zum Erhalt von Kleingärten, dem Themenkomplex Kaisenhäuser und zum Fortbestand von laufenden Projekten – wie dem Grünen Bremer Westen – stellt. Hierzu habe ich den Entwurf des Koalitionsvertrags vom 1.7.2019 durchforstet. Die Ergebnisse zum Stichwort „Kleingärten“ habe ich aus dem Vertragsentwurf, wie er online verfügbar ist, für euch herausgefischt. Hier könnt ihr die Positionen als Zitate lesen.

 

Im Kapitel Umwelt und Natur S. 26 ab Zeile 1022 ff

Abschnitt Grünflächen und Grünanlagen

„Städtisches Grün ist für Lebens‐ und Wohnqualität, für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels und für soziale Gerechtigkeit in den Quartieren sehr bedeutsam. Unser Ziel ist es, in allen Stadtteilen für mehr Grün zu sorgen. Bei der Weiterentwicklung des Grüns werden wir bislang unterversorgten Stadtteilen besonderen Vorrang geben.Dazu werden wir auch Flächen entsiegeln oder ungenutzte Kleingärten für alle zugänglich machen. Wir werden Grünpflege und Naturschutz besser ausstatten und dafür der Grünplanung und dem UBB mehr Geld und Personal zur Verfügung stellen. Der Umweltbetrieb Bremen (UBB) wird damit in die Lage versetzt, die an ihn gerichteten Aufgaben weitgehend ohne Fremdvergabe zu erledigen. Der UBB muss dazu auch vermehrt eigenen Nachwuchs ausbilden. Darüber hinaus werden wir eine kooperative Vereinbarung über das Bremer Stadtgrün erarbeiten, indem wir uns über Grünqualität und ‐quantität mit den entsprechenden Verbänden verständigen. Wir werden die Anzahl der Bäume in den Städten erhöhen und sorgen für orts‐ und zeitnahe Nachpflanzungen öffentlicher Bäume. Zudem sollen Grünordnungspläne bei Neubaumaßnahmen eingeführt werden, die festschreiben, dass Altbaumbestand möglichst erhalten bleibt und einheimische, klimaangepasste und insektenfreundliche Bäume nachgepflanzt werden. Ausgleichszahlungen von Privaten müssen vollständig zum Zweck der Nachpflanzungen verwendet werden.“

(…)

„Abschnitt Kleingärten (S. 27 ab Zeile 1067 fff)

Wir werden auch weiterhin für die Kleingärtner*innen ein verlässlicher Partner bleiben und sie bei ihren Aufgaben unterstützen und den gemeinsam erarbeiteten Kleingartenentwicklungsplan zeitnah zum Abschluss bringen. Wir werden Kleingärten grundsätzlich als Grün erhalten. So können sie auch als Kompensationsflächen dienen. Wir werden eine Umnutzung nur dann vornehmen, wenn dies ökologisch und verkehrlich vertretbar ist, kein Veto des Vereins eingelegt wird und an anderer Stelle entsprechende Kompensationsflächen geschaffen werden. Grundlage für die weitere Entwicklung im Bremer Westen ist das Konzept „Naherholungspark Bremer Westen“. Wir werden geeignete brachliegende Kleingärten in enger Abstimmung mit den Vereinen zu einem Klimawald entwickeln, um Bäume, die vor Ort nicht kompensiert werden können, dort anzupflanzen. Wir begrüßen die Modernisierung der Kleingartenordnungen, damit das Gärtnern für noch mehr Menschen attraktiv wird. Wir setzen in diesem Rahmen auch auf mehr Gemeinschaftsgärten für Urban Gardening. Wir sprechen uns dafür aus, Altbäume in Kleingartengebieten zu erhalten. Dafür werden wir prüfen, ob es möglich und sinnvoll ist, in Einzelfällen Parzellen in die Verantwortung der Stadt zu nehmen und mit Nutzer*innen individuelle Verträge und Regeln zu verabreden. Der Abriss der Kaisenhaus‐Ruinen soll durchgeführt werden, um die Vereine von dieser Kostengefahr zu befreien.“

Umweltbildung

„Kenntnisse über unsere heimische Umwelt und die Natur sind Grundlage des Umweltbewusstseins und der Umweltverantwortung. Umweltbildung und Naturerfahrung sollen zu einem festen Bestandteil in den Kindergärten und Schulen werden: durch Waldtage, Schulgärten und die naturnahe Gestaltung von Schulhöfen und Spielplätzen. Jeder Kindergarten und jede Schulklasse, die gärtnern möchten, sollen die Möglichkeit dafür bekommen. Wir werden das bestehende Netz der Umweltbildungseinrichtungen fördern und weiter ausbauen, insbesondere um Aspekte des Klimaschutzes und von Tierschutz und Tierrechten. Dabei wollen wir auch das große und für Naturerlebnisse besonders geeignete Gelände der Ökologiestation in Bremen‐Schönebeck noch stärker für Kinder aus Kitas und Grundschulen aus den umliegenden Stadtteilen erschließen…“

(…)

Kapitel Landwirtschaft, Ernährung, Verbraucherschutz und Tierpolitik (S. 84)

Abschnitt: Landwirtschaft, Jagd und Angeln

(…)

Zeile 3867 fff

„Wir werden die „Essbare Stadt“ um mehr Obst und Gemüse erweitern und mehr Streuobstwiesen in öffentlichen Grünflächen und Kleingartengebieten ermöglichen. Initiativen für Urban Gardening unterstützen wir und stellen geeignete brachliegende Flächen Bürger*innen zum Gärtnern zur Verfügung.“

(…)

Aus: Vereinbarung zur Zusammenarbeit in einer Regierungskoalitionfür die 20. Wahlperiode der Bremischen Bürgerschaft von 1919-1923/ Entwurf vom 1.7.2019

Klicke, um auf Entwurf-Koalitionsvertrag-2019-07-01.pdf zuzugreifen

 

Karotte vorm Rathaus?! Essbare Stadt Bremen – Tagung [Tipp]

Essbare Stadt Bremen? Wie kann das gehen? Wie machen es andere Städte?

Gerne mache ich euch auf die Tagung „Karotte vorm Rathaus – Möglichkeiten ener Essbaren Stadt für Bremen“  aufmerksam, die am Donnerstag, 07.06., im Haus der Wissenschaft angeboten wird. Ab 9.30 Uhr wird über verschiedene Möglichkeiten diskutiert. Die geladenen ReferentInnen stellen interessante Ansätze und Umsetzungen aus Berlin, Leipzig und Groningen vor.

Eine Veranstaltung von BioStadt Bremen beim Senator für Umwelt, Bau und Verkehr und Gesellschaft für integrative Beschäftigung mbH

ReferentInnen
Benedikt Haerlin, Zukunftsstiftung Landwirtschaft; Philipp Scharf und Sebastian Pomm, Annalinde Leipzig; Jos Meijers, Toentje und Hiltje van der Wal, Gemeinde Groningen; Michael Scheer, Gemüsewerft; Tom Lecke-Lopatta und Lisa Hübotter, beim Senator für Umwelt, Bau und Verkehr Grußwort: Staatsrat Jens Deutschendorf, beim Senator für Umwelt, Bau und Verkehr

Olbers-Saal | 1. OG | 9.30 Uhr

Eintritt frei

Die Tagungsteilnahme ist kostenlos.
Anmeldung unter landwirtschaft.azubi@umwelt.bremen.de oder 0421-361-98725

Aus der Ankündigung:

Landwirtschaft in der Stadt
In deutschen Städten werden zunehmend Lebensmittel im urbanen Raum kultiviert. Die dahinter stehenden Konzepte, Wertschöpfungen und Konsumstrukturen sind vielfältig und reichen von Gemeinschaftsgärten über frei zugängliche Flächen mit bewusst kostenfreier Abgabe bis hin zu hochtechnisierten Urban Farming-Vorhaben, bei denen auch das unternehmerische Kalkül eine wichtige Rolle spielt. Ihnen allen ist eines gemein: es werden Lebensmittel regional, saisonal und manchmal auch sozial erzeugt. Die städtische Bevölkerung kommt – als Konsument oder Produzent – wieder in den direkten Kontakt mit Erzeugnissen und deren Produktionsweisen.
Trotz aller architektonischer und verkehrsdynamischer Verdichtung in deutschen Innenstädten und dem ständigen Mangel an Anbauflächen wird der Wunsch immer größer, Landwirtschaft zurück in die Stadt zu holen.
Die Essbare Stadt macht Lebensmittel wahrnehmbar
Das Thema ist in seiner aktuellen Ausprägung für viele Stadtbewohner/-innen immer noch neu und wird mit Wunschvorstellungen und Vorurteilen überfrachtet. Fakt ist, dass urbane Lebensmittelverbräuche zu hoch und notwendige innerstädtische Anbauflächen nicht ausreichend vorhanden sind, als dass urbane Agrikulturen derzeit hier einen bedeutsamen Versorgungsauftrag sicherstellen könnten. Neben der reinen Herstellung von Erzeugnissen geht es beim Konzept der ‚Essbaren Stadt‘ aber auch um bildungs- und teilhabebezogene, inklusive sowie touristische Mehrwerte, die solche Vorhaben entwickeln können. Die ‚Essbare Stadt‘ macht Lebensmittel für Konsumenten wieder wahrnehmbar. Stadtwirtschaftliche Grünflächen erhöhen ganz nebenbei die urbane Biodiversität und wirken negativen innerstädtischen Umwelteffekten entgegen. Der Fachtag möchte Varianten urbaner Lebensmittelproduktionen und deren Umsetzungs und Nachhaltigkeitsstrategien beleuchten.“